Ebbe und Flut - Die Gezeiten

Erst einmal die Definition der wichtigsten Begriffe zu den Gezeiten. Immer wieder werden nämlich die Begriffe "Ebbe und Flut" mit "Niedrigwasser und Hochwasser" verwechselt. Wenn man versucht, bei Ebbe ins Watt zu gehen, kann es nämlich durchaus passieren, daß man noch bis zum Bauch im Wasser steht.

Flut
ist das Steigen des Wassers von einem  Niedrigwasser bis zum folgenden Hochwasser, auch "auflaufendes Wasser" genannt.

Hochwasser
Höchster Wasserstand

Tidenhub
Unterschied in Metern zwischen Hochwasser und Niedrigwasser

Ebbe
ist das Fallen des Wassers von einem Hochwasser bis zum folgenden Niedrigwasser, auch "ablaufendes Wasser" genannt.

Niedrigwasser
Niedrigster Wasserstand

 

Warum gibt es Ebbe und Flut?

Das Entstehen des Wattenmeeres verdanken wir dem Umstand, daß wir an der deutschen Nordseeküste zweimal am Tag ein Hochwasser und zweimal am Tag ein Niedrigwasser haben.

Sonne und Mond
Ebbe und Flut entstehen vereinfacht gesagt durch Anziehungs- Fliehkräfte des Systems Erde / Mond. Der gemeinsame Schwerpunkt dieses Systems liegt etwa 4000 Kilometer entfernt vom Erdmittelpunkt noch innerhalb der Erdkugel. Die Lage dieses Punktes bewirkt, daß nicht an allen Stellen der Erde Flieh- und Anziehungskräfte gleich groß sind. Die Anziehungskraft des Mondes ist auf der ihm zugewandten Erdhälfte immer größer, während auf der mondabgewandten Seite die Fliehkräfte überwiegen. Als Folge hiervon haben wir auf der mondzugewandten Seite einen Flutberg (entstanden durch Anziehungskraft) und auf der mondabgewandten Seite ebenfalls einen Flutberg (entstanden durch Fliehkraft). Dazwischen liegen zwei Ebbtäler. Da sich die Erde einmal um sich selbst dreht, haben wir zweimal am Tag eine Gezeit. Wäre dies nicht so, hätten wir nur einmal im Monat dieses Naturschauspiel (solange braucht der Mond um die Erde).

Springtide und Nipptide
Damit ist das gesamte System jedoch noch nicht erklärt, da auch die Sonne Anziehungskräfte auf das Wasser ausübt. Wenn sich bei Neumond und Vollmond Erde, Sonne und Mond auf einer Linie befinden, addieren sich die Anziehungskräfte und das Wasser läuft mit der Flut entsprechend höher auf - aber auch weiter ab. Diesen Zustand nennen wir Springtide. Zu dieser Zeit kann man also bei Niedrigwasser entsprechend weiter laufen.
Stehen Sonne, Erde und Mond hingegen rechtwinklig zueinander, heben sich die Anziehungskräfte teilweise auf und wir haben Nipptide. Bei Nipptide läuft das Wasser sinnigerweise weniger hoch auf aber auch weniger weit ab. Während dieser Zeit laufen auch bei
Niedrigwasser die Priele zum Teil nicht  völlig ab. Zur Zeit ist dies aber vor Büsum kein Problem, da es kaum große parallel zur Küste laufende Priele gibt.

Der Unterschied zwischen Hochwasser und Niedrigwasser bei normalen Verhältnissen (keine Spring- und Nipptide) beträgt in Büsum ca. 2,50 Meter.

Der aktuelle Wattenkalender

Die Gezeiten verschieben sich jeden Tag um ca. 30 Minuten nach hinten. Dies erfolgt allerdings nicht regelmäßig. Daher sollte man vor der Wattwanderung oder auch vor dem Schwimmen einen Blick in den Wattenkalender werfen. Diese Kalender liegen in Büsum kostenlos in den Häuschen, wo die Strandkarten vorgezeigt werden müssen aus. Außerdem sind die aktuellen Daten, zusammen mit Wasser- und Lufttemperatur an vielen Stellen an Kreidetafeln notiert.
Wer vorab mal schauen möchte, findet auf den Tafeln des bsh "Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie" den Büsumer Wattenkalender für den aktuellen Tag. Hier sind auch die erwarteten Abweichungen vom vom mittleren Hoch- bzw. Niedrigwasser verzeichnet.

Das ganze noch etwas technischer

Periode der Gezeiten
Die zeitliche Abfolge von Ebbe und Flut ist durch die Zeit eines halben ,,Mondtages" bestimmt. Der ,,Mondtag" unterscheidet sich von dem durch die Erdumdrehung definierten Tag dadurch, daß der Mond der Erdumdrehung vorauseilt, und zwar in 28 Tagen um eine volle Umdrehung. Daher beträgt die Verspätung der nächsten Mondkulmination gegen die vorhergehende 24/28 Std. = ca. 50 Min. Die Periode der Gezeiten (Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Hochwassern bzw. Niedrigwassern) beträgt daher 12 Stunden und 25 Minuten. Je nach der Beschaffenheit der Küste und des Meeresbodens beobachtet man unterschiedliche zeitliche Abweichungen von dieser Periode sowie unterschiedliche Höhendifferenzen zwischen Hoch- und Niedrigwasser.

Wenn es denn wirklich interessiert, bei Dieter Kreuer habe ich eine sehr interessante, allerdings auch ziemlich technische Abhandlung über Ebbe und Flut, insbesondere über die Entstehung des 2. Flutberges auf der mondabgewandten Seite gefunden. Wer nachlesen möchte, schaut bei ihm nach unter "Warum gibt es Ebbe und Flut"